Deine Helden von damals: Thomas Kastenmaier
Helden von damals: Thomas Kastenmaier
„Gladbachs Fans gehören unter die ersten drei“
Deutscher Meister und Pokalsieger: Thomas Kastenmaier hat auf nationaler Ebene die beiden wichtigsten Titel gewonnen. Dabei spielte er während seiner Profi-Karriere nur für zwei Vereine, den FC Bayern München und Borussia Mönchengladbach. Den Großteil seiner Laufbahn verbrachte er am Bökelberg.
Im Interview für unsere Reihe „Deine Helden von damals“ erinnert sich der 50-Jährige an seine Zeit in München und Mönchengladbach. Wie Thomas Kastenmaier seine Ex-Klubs aktuell einschätzt und warum Hallenturniere nicht sein Ding sind, erfahrt Ihr hier!
Herr Kastenmaier, die Bundesligisten befinden sich gerade in der Vorbereitung auf die Rückrunde. Wie sehr haben Sie Trainingslager gehasst?
Thomas Kastenmaier: „Gehasst kann man nicht sagen. Da wir ja im Winter ins Ausland geflogen sind, war das eigentlich immer ganz lustig. Außerdem wusste man ja, wie wichtig das ist. Man musste es halt machen, da gab es ja gar keine andere Möglichkeit. Es war zwar eine Quälerei, aber ansonsten war es ganz in Ordnung.“
Im Winter laufen auch einige Hallenturniere für Traditionsmannschaften. Bei Gladbach tauchen Namen wie die Ihrer Ex-Teamkollegen Peter Wynhoff und Jörg Neun auf. Warum sind Sie da nicht am Start?
Kastenmaier: „(lacht) Ich bin 50! Und wenn das Fernsehen da ist, da drehen ja einige Spieler durch. Da habe ich keinen Bock drauf. Draußen geht es bei mir noch, wenn ich einmal ins Laufen gekommen bin, aber in der Halle hat man zwischen den Spielen immer lange Pause – das ist für meine Knie eine Katastrophe. Deswegen lasse ich da lieber die Jüngeren ran.“
Kommen wir zu Ihrer aktiven Karriere. Sie kamen 1989 als 23-Jähriger vom TSV Milbertshofen zum großen FC Bayern und wurden direkt Deutscher Meister. Außerdem stand der Klub im Halbfinale des Landesmeister-Wettbewerbs. Was waren das für Eindrücke für einen so jungen Kerl?
Kastenmaier: „Ich habe ja schon meine ganze Jugend beim FC Bayern verbracht, war da auch Balljunge und stand in der Kurve. Wenn du bei deinem Verein dann Profi wirst, ist das natürlich das Größte, was es gibt. Dann auch noch Deutscher Meister zu werden und im Europapokal unterwegs zu sein – das ist nicht der schlechteste Start für einen Fußballprofi.“
Von Bayern wird noch einiges kommen. (Thomas Kastenmaier)
In dieser Saison ist der FC Bayern nicht mehr so dominant wie in den vergangenen Jahren. Glauben Sie, dass RB Leipzig dem FCB das Leben bis zum Ende schwer machen wird?
Kastenmaier: „Für die Bundesliga wäre es vielleicht wünschenswert, aber ich glaube es nicht. Die Bayern sind noch nicht auf dem Level, das sie eigentlich spielen können. Da wird noch einiges kommen. Sie haben in den letzten Jahren immer ein bisschen geschwächelt, wenn es darauf ankam, doch daraus werden sie gelernt haben.“
Für Sie persönlich ging es 1990 zu Borussia Mönchengladbach. Was waren die Gründe dafür?
Kastenmaier: „Eigentlich war ich mir mit Köln schon einig. Doch die standen damals ziemlich weit unten drin und da gab es ein bisschen Palaver. Früher war es so, dass die Kölner Fans immer direkt hinter dem Tor gestanden haben – wenn es schlecht lief, haben sie daran gerüttelt oder später vorm Stadion eine Sitzblockade gemacht.
Deshalb habe ich Köln doch noch abgesagt und bin drei Tage später nach Mönchengladbach geflogen. Am berühmten Bökelberg habe ich vorher schon mit den Bayern gespielt und gesehen, was da abgeht. Bei Borussia habe ich mir dann alles angeschaut und wusste direkt, dass ich dahin will. Obwohl ich natürlich wusste, dass die Borussen Bayern-Hasser sind (lacht). Ich war ja im Endeffekt der Erste, der von Bayern nach Gladbach gegangen ist und nicht umgekehrt.“
Das Highlight dieser Zeit dürfte der Pokalsieg 1995 gewesen sein. Welche Erinnerungen haben Sie an das Endspiel und die Party danach?
Kastenmaier: „Davon weiß ich noch jede Sekunde! (lacht) Über Jahre hinweg hat Rolf Rüssmann (damals Manager in Gladbach, Anm. d. Red.) eine super Truppe zusammengebaut, mit der wir 1994/95 fast bis zum Saisonende um die Meisterschaft mitgespielt haben. Damals waren wir wirklich auf einem Level mit Dortmund, Bremen und Bayern. Aber der Pokalsieg war natürlich die Krönung. Und die Feier danach war überragend, zwei Tage ohne Schlaf …“
Sie blieben bis zu Ihrem Karriereende 1998 am Bökelberg. Was macht die Faszination für Borussia Mönchengladbach aus Ihrer Sicht aus?
Kastenmaier: „Ich kriege es heute noch mit, wenn ich ins Stadion gehe und die etwas ältere Generation der Fans treffe. Die sind immer noch da und das ist fantastisch. Man sieht bei den Europapokalspielen, wie viele auswärts mitfahren. Also, was die Fans betrifft, gehört Gladbach in Deutschland unter die ersten drei.“
Mit dem Kader musst du um Europa spielen. (Thomas Kastenmaier)
Sie sind heute noch möglichst bei jedem Borussia-Heimspiel vor Ort. Wie bewerten Sie die bisherige Saison, insbesondere auch mit dem Trainerwechsel von André Schubert zu Dieter Hecking?
Kastenmaier: „Die Vorrunde war absolut unter dem Niveau der Mannschaft, aus welchen Gründen auch immer. Mit dem Kader musst du natürlich normalerweise wieder um Europa spielen.
Jetzt kann die Borussia nur hoffen, dass Dieter Hecking an der richtigen Schrauben dreht, um in der Rückrunde eine Serie zu starten. Wenn Gladbach nämlich die ersten drei Spiele nach der Winterpause verlieren sollte, dann spielt der Verein weiter da, wo er eigentlich nicht mehr hinwollte – im Abstiegskampf. Und ob die Spieler damit wirklich umgehen können, das weiß ich nicht.“
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Nach der Karriere arbeiteten Sie von 2004 bis 2010 als Trainer oder Co-Trainer für verschiedene Vereine. Warum machen Sie das heute nicht mehr?
Kastenmaier: „Wenn mich einer fragen würde, dann würde ich das schon gerne wieder machen. Aber Fakt ist einfach: Wenn du nach deiner Karriere den Fußballlehrer gemacht hast und nicht innerhalb von zwei Jahren bei einem Klub unterkommst, dann hast du ein Problem.
Für mich ist es aber auch nicht mehr zwingend notwendig, Profi-Trainer zu werden, da ich seit mittlerweile zehn Jahren meine eigene Fußballschule habe. Ich könnte mir für die Zukunft aber durchaus vorstellen, als Jugend-Trainer zu arbeiten.“
Was macht Ihnen bei der Arbeit mit der Fußballschule besonders viel Spaß?
Kastenmaier: „Im Vordergrund steht natürlich, dass wir von sechs bis 16 Jahren alle Altersgruppen betreuen. Ich bin ja einer der wenigen, der als Trainer nur Ex-Profi-Kollegen dabei hat, wie Bachirou Salou, Jörg Neun, Peter Wynhoff, Kalle Pflipsen oder Oliver Neuville.
Das macht einen riesen Spaß, dann immer drei Tage am Stück mit den Kindern zu arbeiten. Und du siehst sie ja auch aufwachsen. Du lernst die Kinder als Sechsjährige kennen und gehst dann praktisch acht oder zehn Jahre mit denen durchs Leben. Das ist schon interessant.“
Herr Kastenmaier, wir bedanken uns für das Interview und wünschen Ihnen privat und mit der Fußballschule natürlich alles Gute!
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