Deine Helden von damals: Bradley Carnell
Helden von damals: Bradley Carnell
„Ich liebe Baden-Württemberg“
Bradley Carnell kam mit 21 Jahren von den Kaizer Chiefs aus Südafrika nach Stuttgart und machte für die Schwaben, Karlsruhe und Gladbach insgesamt 134 Bundesliga-Spiele. Der unermüdliche Kämpfer integrierte sich schnell in jede Mannschaft und wurde überall zum Publikumsliebling. Im Interview für unsere Rubrik „Helden von damals“ spricht er über den Aufstieg des VFB Stuttgart, die Probleme beim KSC und nennt das schönste Spiel seiner Karriere.
Herr Carnell, Sie arbeiten seit knapp zwei Monaten bei New York Red Bull als Assistant Coach. Wie ist es so in New York?
Bradley Carnell: „Es ist ein fantastischer Klub mit viel Perspektive. Die Spieler sind lernwillig und ich habe viele fähige Leute um mich herum. Für mich ist es eine großartige Möglichkeit, etwas zu lernen.“
Was genau ist Ihre Aufgabe bei Ihrem neuen Verein?
Carnell: „Zusammen mit Chris Armas assistiere ich dem Cheftrainer Jesse Marsch im täglichen Training und bei der Kaderplanung. Wir helfen auch beim Scouting und bei der Verpflichtung von potentiellen Spieler. Also ein bisschen von allem.
Sie haben lange für Stuttgart und den Karlsruher SC gespielt. Verfolgen Sie die Spiele Ihrer Ex-Teams?
Carnell: „Ja, ich verfolge das. Unglücklicherweise hat mein Fernseh-Anbieter aufgehört die Spiele zu zeigen, also habe ich das meiste aus den sozialen Medien mitbekommen.“
Eine Platzierung unter den ersten acht wäre ein guter Grundstein für zukünftige Erfolge. (über die kommende Saison des VFB Stuttgart)
Stuttgart ist Erster, der KSC Letzter. Was sagen Sie zu den völlig unterschiedlichen Saisonverläufen Ihrer Ex-Teams?
Carnell: „Vor der Saison war mir klar, dass Stuttgart das Potential hat, nach dem schrecklichen Jahr sofort wieder zurückzukommen. Sie waren sehr dominant und scheinen sich nun für die Bundesliga einiges vorgenommen zu haben. Ehrlich gesagt, ist Stuttgart kein Klub, der in die zweite Liga gehört.
Zu erleben, dass sich der KSC so abmüht, tut weh. Ich verbrachte dort viereinhalb Jahre und habe großartige Erinnerungen daran. Der KSC hätte um den Aufstieg spielen sollen und nicht um den Abstieg. Sie haben die Trainer und das Management gewechselt, aber konnten sich leider nicht befreien.“
In Stuttgart herrscht eine riesige Euphorie. Wird sich der Klub in der Bundesliga Ihrer Meinung nach wieder etablieren?
Carnell: „Ein realistisches Ziel ist es, wettbewerbsfähig zu sein. Das erreicht man mit harter Arbeit und einer guten Saisonvorbereitung. Eine Platzierung unter den ersten acht wäre ein guter Grundstein für zukünftige Erfolge.“
Sie sagten 2012 auf der Vereinshomepage des VFB, Sie kamen mit einem Koffer und großen Hoffnungen nach Stuttgart; schafften es dann auf Anhieb zu den Profis und spielten sogar UEFA-Cup. Wie ist Ihnen diese Zeit in Erinnerung?
Carnell: „Der VFB war mein erster Verein im Ausland. Sie nahmen mich auf und gaben mir das Gefühl, zuhause zu sein. Es war sehr hart für mich, als ich Stuttgart verließ. Ich liebte es, für den Klub zu spielen. Es gab Höhen und Tiefen, aber ich lebte meinen Traum. In einem Team mit so viel Qualität zu spielen, hat richtig Spaß gemacht. Ich liebte jede Minute meiner fünfeinhalb Jahre dort.“
Gibt es ein Spiel, an das Sie sich besonders gerne erinnern?
Carnell: „An den 4:2-Sieg gegen Bochum 1998. In diesem Spiel schoss ich mein erstes Bundesliga Tor. Meine Schwester hatte Geburtstag und war im Stadion. Gegen Delron Buckley, einen anderen südafrikanischen Profi zu spielen, rundete den Tag ab.“
Unter dem neuen Stuttgarter Trainer Felix Magath kamen Sie nicht klar. Wünschen Sie sich rückblickend Sie hätten sich durchgebissen oder würden Sie den Wechsel nach Gladbach heute genauso machen?
Carnell: „Es ist nicht so, dass ich es nicht versucht hätte. Ich wäre gerne geblieben, aber manchmal entwickeln sich die Dinge nicht so wie gedacht. Ich versuche, nichts zu bereuen und immer das Positive aus jeder Situation zu ziehen. Gladbach war auch eine gute Erfahrung. Ich war Teil der Mannschaft, die vom Bökelberg in den Borussia-Park zog. Das war ein historischer Moment und es war schön, ein Teil davon gewesen zu sein.“
Wie Boxer aus verschiedenen Gewichtsklassen (über die Rivalen Stuttgart und Karlsruhe)
Mit dem Wechsel zum KSC spielten sie für den Erzrivalen des VFB Stuttgart. Wie haben Sie als Spieler diese Rivalität gerade zwischen den Fanlagern erlebt?
Carnell: „Für mich war es nie wirklich schlimm. Beide Fanlager akzeptierten mich und ich gab alles für beide Vereine. Ich finde es ist ein bisschen unfair, die beiden Klubs miteinander zu vergleichen. Stuttgart spielte vor ein paar Jahren noch Champions League und gewann Titel.
Der KSC pendelte zwischen Auf- und Abstieg. Sportlich gesehen ist es so, als würden sich zwei Boxer aus verschiedenen Gewichtsklassen duellieren. Ich liebe die Leidenschaft beider Fanlager und kann nur hoffen, dass der KSC eines Tages wieder voll wettbewerbsfähig ist.“
Mit Karlsruhe schafften Sie 2007 den Aufstieg in die Bundesliga. Ist es Zufall, dass Sie in Ihrer Karriere die größten Erfolge im Süden Deutschlands, nämlich in Stuttgart und Karlsruhe feierten, oder fühlen Sie sich in dieser Region wirklich besonders wohl?
Carnell: „Wenn ich an Stuttgart und Karlsruhe denke, lächle ich über das ganze Gesicht. Ich liebe Baden-Württemberg, das ist ein zweites Zuhause für mich.“
Könnten Sie sich auch eine Rückkehr nach Deutschland vorstellen, beispielsweise als Jugendtrainer bei einem Ihrer Ex-Klubs?
Carnell: „Sowas in dieser Richtung könnte ich mir vorstellen. Aber im Moment habe ich eine Aufgabe in New York und will dort alles geben. Oder wie wir hier sagen: ‚All In Everyday‘.“
Vielen Dank für das Interview, Herr Carnell.
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