Deine Helden von damals: Hans-Peter Briegel
EM-Spezial mit Hans-Peter Briegel
„Schweinsteiger-Ausfall wäre auch kein Problem“
Ein knallharter Linksverteidiger ohne Schienbeinschoner, das wäre heute allein regeltechnisch schon gar nicht mehr möglich. Vor gut 30 Jahren ging das und einer wurde so besonders bekannt: Hans-Peter Briegel, die „Walz aus der Pfalz“.
Wir haben mit dem Europameister von 1980 im Rahmen unserer Rubrik „Deine Helden von damals“ über die damalige Endrunde, die anstehende EURO 2016 und die aktuelle Situation bei „seinem“ 1. FC Kaiserslautern gesprochen.
Hans-Peter Briegel, wie viel wissen Sie noch von der Feier nach dem EM-Titel 1980?
Hans-Peter Briegel: „Wir haben natürlich gefeiert, wie sich das gehört nach dem Gewinn einer Europameisterschaft. Ich war ja damals verletzt, hatte einen Bänderriss. Aber den habe ich bei der Feier nicht mehr gespürt. Für mich kam allerdings erst einen Tag später die größte Überraschung, als ich von 10.000 Leuten in Kaiserslautern empfangen worden bin.“
Das Finale gegen Belgien wurde ein bisschen glücklich durch ein Tor von Horst Hrubesch in der 88. Minute mit 2:1 gewonnen. Welche Erinnerungen haben Sie an das Spiel selbst?
Briegel: „Ich hab mir beim Stand von 1:0 in der 62. Minute den Bänderriss zugezogen und bin dann rausgehumpelt – heute wird man ja rausgetragen. (lacht) Für mich war der Sieg aber nicht glücklich, weil das 1:1 nach meiner Auswechslung durch einen unberechtigten Elfmeter gefallen ist – das Foul war ungefähr zwei Meter außerhalb des Strafraums. Aber für den Schiedsrichter war es schwer zu sehen.“
Waren Sie jederzeit davon überzeugt, dass es mit dem Titel klappen würde?
Briegel: „Sicher kann man sich nie sein, schließlich hatten die Belgier damals eine wirklich tolle Mannschaft mit Jan Ceulemans, Eric Gerets und Jean-Marie Pfaff. Die Generation ist fast mit der von heute zu vergleichen.“
Können die Belgier auch in diesem Jahr wieder ins EM-Finale kommen?
Briegel: „Ich traue ihnen schon einiges zu. Die Belgier haben wirklich sehr, sehr gute Spieler. Bei der Weltmeisterschaft hatte ich ehrlich gesagt schon ein bisschen mehr erwartet.“
Deutschland gehört immer zu den Favoriten (Hans-Peter Briegel)
Kommen wir zum deutschen Team, das nach dem WM-Titel natürlich Favorit ist. Auch für Sie?
Briegel: „Ja, auch wenn jetzt wieder drei oder vier Spieler ausfallen, hat Deutschland das Potenzial. Bei uns spielen 25 bis 30 Spieler, die ein sehr, sehr hohes Niveau haben. Also jetzt zu sagen, man wäre Außenseiter, ist definitiv falsch. Deutschland gehört immer zu den Favoriten.“
Also sind auch die Ausfälle wie der von Ilkay Gündogan oder Verletzungssorgen wie bei Bastian Schweinsteiger kein Problem?
Briegel: „Ich sehe das tatsächlich weniger als Problem an. Schweinsteiger ist nicht mehr in der Verfassung von früher, das hat man auch in seinen Spielen für Manchester United gesehen. Gündogan hatte sowieso schon länger Verletzungsprobleme. Und wir haben noch sehr gute andere Mittelfeldspieler.“
Problemzonen sind die Außenverteidiger-Positionen in der Viererkette. Sie als ehemaliger Linksverteidiger – wen würden Sie dort spielen lassen?
Briegel: „Für mich sind selbst diese Positionen kein Problem. Jonas Hector macht das sehr gut als Linksverteidiger. Und die rechte Abwehrseite war im Vorfeld der WM 2014 auch ein Problem, das sich aber später mit Shkodran Mustafi und dann Philipp Lahm gelöst hat. Vielleicht spielt ja auch Jerome Boateng rechts und es rückt jemand anderes nach innen. Also es gibt Trainer, die sind weniger zu beneiden als Jogi Löw.“
Bei der EM ist erstmals auch Albanien dabei. Sie waren dort von 2002 bis 2006 Nationaltrainer. War die Entwicklung damals schon abzusehen?
Briegel: „Es hat sich schon abgezeichnet. Als ich dorthin kam, gab es vielleicht zwei oder drei Rasenplätze im ganzen Land. Heute sind es vielleicht 50 oder 100. Wir hatten ja damals auch schon kleinere Erfolge, als wir gegen den amtierenden Europameister Griechenland oder gegen Russland gewonnen haben.
Das hat den jungen Spielern damals schon Auftrieb gegeben und deshalb ist das peu à peu auch gewachsen mit Nachwuchsleistungszentrum und so weiter. Also, der Fußball in Albanien hat sich schon sehr weiterentwickelt und deshalb war es für mich keine große Überraschung, dass sich die Mannschaft jetzt qualifiziert hat.“
Trauen Sie den Albanern denn zu, die Gruppenphase mit Frankreich, der Schweiz und Rumänien zu überstehen?
Briegel: „Eigentlich ist es eine ganz einfache Gruppe für Albanien. Vergangenes Jahr wurde Frankreich im Testspiel geschlagen. Die Schweiz ist meiner Meinung nach momentan in keiner guten Verfassung. Und Rumänien ist auch keine Über-Mannschaft. Da kann also einiges passieren – wobei Frankreich sicherlich Favorit ist. Aber die anderen Spiele sind offen, und ein Sieg reicht wahrscheinlich fürs Achtelfinale.“
Der FCK muss immer aufsteigen wollen (Hans-Peter Briegel)
Abschließend noch ein Blick auf den 1. FC Kaiserslautern, der eine schwache Saison gespielt hat. Jetzt folgt ein Umbruch. Ist das der richtige Schritt?
Briegel: „Den Umbruch hatten wir im Spielerbereich jedes Jahr. Leider hat es in der vergangenen Saison mit den Neuzugängen nicht so geklappt, wie es hätte klappen sollen. Aber in der 2. Liga ist es immer so: Nach einem Tief kommt manchmal ein Hoch.
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Für Lautern war es ganz klar zu wenig, was in der vergangenen Saison gewesen ist. Aber in der 2. Liga entscheiden Kleinigkeiten. Da kann man mit zwei, drei guten Neuzugängen in einen Lauf kommen und dann ganz schnell wieder in die Bundesliga aufsteigen.“
Trauen Sie Kaiserslautern zu, schon in der nächsten Saison wieder um den Aufstieg mitzuspielen?
Briegel: „Der FCK muss aus der Tradition heraus immer das Bestreben haben, vorne mitzuspielen und aufsteigen zu wollen. Momentan kann ich noch keine richtige Prognose machen, da die Verantwortlichen wie Sportdirektor Uwe Stöver erst Mitte Mai angefangen haben. Da muss man abwarten, wie die Zielsetzung sein wird. Für mich persönlich kann das Ziel aber nur sein, dass man vorne mitspielen will.“
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