Deine Helden von damals: Dirk Lottner
Deine Helden von damals: Dirk Lottner
„Der FC in Europa? Ich hätte nichts dagegen!“
Seine linke Klebe war in den deutschen Stadien gefürchtet: Dirk Lottner kam während seiner aktiven Laufbahn auf 119 Bundesliga-Spiele und 331 Partien in der 2. Liga, in dieser Zeit erzielte er exakt 100 Tore. Die meisten Spiele bestritt der gebürtige Kölner für die beiden großen Vereine seiner Heimatstadt, den 1. FC Köln und die Fortuna.
Inzwischen arbeitet der 45-Jährige als Trainer beim 1. FC Saarbrücken in der Regionalliga Südwest, trotzdem hat er den Fußball in Köln natürlich immer noch fest im Blick. Warum Dirk Lottner die 3. Liga für die richtige Spielklasse für die Fortuna hält und ob er den „Geißböcken“ den Sprung nach Europa zutraut, lest Ihr im Interview für unsere Rubrik „Deine Helden von damals“!
Herr Lottner, Sie sind eine Legende beim 1. FC Köln, haben aber mehr Spiele für den Stadtrivalen Fortuna gemacht. Mit welchem Verein fiebern Sie heutzutage mehr mit?
Dirk Lottner: „Aufgrund der Tatsache, dass der FC in der ersten Liga spielt und ich dort meine größten sportlichen Erfolge hatte, natürlich mit den „Geißböcken“. Aber die Fortuna kommt direkt dahinter. Dort habe ich – bis auf ein, zwei Jahre – meine ganze Jugend verbracht.“
Schon als Sie bei der Fortuna spielten, war es schwierig, die Leute ins Südstadion zu bekommen. Liegt das nur an der Vorherrschaft des „Effzeh“?
Lottner: „Wenn wir das wüssten, dann hätte die Fortuna schon viele Jahre früher Lösungen gefunden, um das abzustellen. Es ist für alle ein Rätsel, dass es nicht möglich ist, in einer Millionenstadt wie Köln ein paar Tausend Zuschauer zur Fortuna zu holen.
Das ist schade, weil der Verein sehr familiär ist, man kann sich voll mit ihm identifizieren. Aber es war in den letzten Jahren zumindest immer so, dass die Leute schon zur Fortuna gegangen sind, wenn es doch mal ganz eng wurde.“
Koschi ist der Grund, warum Fortuna in der 3. Liga spielt. (Dirk Lottner)
Die Fortuna war jahrelang in der Versenkung verschwunden, spielt nun aber immerhin wieder in der 3. Liga. Wie eng hängt das mit dem Trainer Uwe Koschinat zusammen?
Lottner: „Ich glaube, dass Koschi der Grund ist, warum die Fortuna dort spielt. Uwe liefert seit Jahren herausragende Leistungen ab, und das mit wenig Budget. Er macht mehr oder weniger alles selbst, auch was das Scouting und diese Dinge angeht. Für ihn ist das wirklich ein 24-Stunden-Job, und das geht nur mit einem enormen Engagement.“
Ist die 3. Liga das Höchstmögliche für die Fortuna oder können Sie sich den Verein auch als Zweitligist vorstellen?
Lottner: „Die finanziellen Mittel sind sehr bescheiden. Deshalb denke ich, dass die 3. Liga die Spielklasse ist, in der sich die Fortuna etablieren sollte. Wenn sich natürlich in absehbarer Zeit noch einige Leute bereit erklären, die Fortuna großzügiger zu unterstützen, dann könnte man das Thema 2. Bundesliga vielleicht noch einmal angehen.“
Von der Fortuna wechselten Sie 1997 nach Leverkusen. Hat es Ihnen auf der anderen Rhein-Seite nicht gefallen oder warum blieben Sie nur ein Jahr bei Bayer?
Lottner: „(lacht) Nein, ich kam ja von der kleinen Fortuna zum dreimaligen Vizemeister. Dementsprechend war Bayer qualitativ sehr gut aufgestellt. Hinzu kam, dass ich in der Sommer-Vorbereitung eine Knie-OP hinter mich bringen musste – und die musste drei Monate später noch einmal durchgeführt werden.
So hatte ich es von Anfang an ganz schwer. Der damalige Trainer Christoph Daum hat versucht, mich immer wieder in die Mannschaft zu bekommen. Aber wenn du dann eingesetzt wirst, musst du nicht eine genauso gute Leistung bringen wie andere, sondern eine bessere. Das habe ich ehrlicherweise damals nicht konstant geschafft und das hat dazu geführt, dass ich in Leverkusen nur 17 Einsätze hatte.“
Das Ziel 1. FC Köln hat immer in mir gebrodelt. (Dirk Lottner)
1999 wechselten Sie wieder nach Köln, diesmal zu den „Geißböcken“. War das die beste Entscheidung Ihres Lebens?
Lottner: „Was die sportlichen Entscheidungen angeht, auf jeden Fall. Als gebürtiger Kölner hatte ich schon als Kind das Ziel, für den großen FC spielen zu dürfen. Und es war schon ein besonderer Augenblick, als ich dann mein erstes Spiel absolvieren durfte. Damals war mein Wechsel für viele nicht nachvollziehbar, weil ich von Leverkusen in die 2. Liga gegangen bin. Aber dieses Ziel 1. FC Köln hat immer in mir gebrodelt.“
Mit dem „Effzeh“ pendelten Sie damals zwischen der 1. und der 2. Bundesliga. Warum konnte sich der Verein damals nicht fest im Fußball-Oberhaus etablieren?
Lottner: „Den ersten Aufstieg haben wir mit einer sehr jungen, hungrigen Mannschaft geschafft, mit vielen Spielern aus der Region. Aber dann hat der Verein den Fehler gemacht und 13 neue Spieler verpflichtet – davon waren zwölf aus dem Ausland. Das hat dazu geführt, dass der Teamgeist völlig auseinander gebrochen ist. Das hat man Mitte der Hinrunde erkannt und wieder vermehrt auf die Spieler gesetzt, die den Aufstieg geschafft haben. Dadurch haben wir noch die Kurve bekommen.
Im zweiten Jahr wurden dann nur drei oder vier Spieler verpflichtet. Aber auch die haben nicht den sportlichen Erfolg gebracht, den man sich gewünscht hätte. So ging es dann wieder in die 2. Liga zurück. Beim zweiten Aufstieg hatten wir eine Mannschaft, die funktioniert hat – aber insgesamt war der Aufstieg nicht so souverän wie beim ersten Mal. Auch da hat es der Verein nicht geschafft, die Mannschaft so zu verstärken, dass sie erstligatauglich gewesen wäre. Deswegen war der zweite Abstieg auch absolut verdient.“
Im Moment hat der FC nichts mit dem Abstieg zu tun, im Gegenteil: Die Elf von Peter Stöger ist auf Kurs Richtung Europa. Was macht Köln in dieser Saison so stark?
Lottner: „Grundsätzlich hat sich die Mannschaft unter Peter Stöger in den letzten Jahren einfach weiterentwickelt. Kein Spieler ist schlechter geworden. Dadurch wird natürlich die Qualität innerhalb der Mannschaft besser. Jüngstes Beispiel ist Osako, der anderthalb Jahre mehr oder weniger rausgebrüllt wurde, weil er das Tor nicht getroffen hat. Mittlerweile ist er ein Spieler, der viele Tore erzielt und Vorlagen gibt.“
Der FC in Europa? Ich hätte nichts dagegen! (Dirk Lottner)
Schafft der FC den Sprung nach Europa?
Lottner: „Ich hätte nichts dagegen! Aber die Erfahrung der letzten Wochen hat gezeigt, dass man nicht weitläufig denken sollte, sondern nur von Spiel zu Spiel. Man muss seine eigenen Hausaufgaben machen. Und wenn die Kölner das schaffen, dann besteht natürlich die Möglichkeit, in die Europa League zu kommen. Trotzdem wird der Druck von den Mannschaften, die hinter dem FC stehen, noch zunehmen. Dem muss das Team standhalten.“
Sie selbst sind seit vergangenen Sommer Trainer beim 1. FC Saarbrücken. Glauben Sie noch an die Chance auf die Aufstiegsrelegation?
Lottner: „Das ist sehr unrealistisch, aber wir wollen natürlich schauen, was noch möglich ist. Nur wenn wirklich alles ideal läuft, dann könnten wir vielleicht noch einmal oben hereinrutschen. Aber im Moment ist Mannheim sehr stabil und Elversberg uns von der individuellen Qualität her einen Schritt voraus ist. Trotzdem wollen wir nichts unversucht lassen und da sein, wenn die anderen stolpern.“
Können Sie sich vorstellen, auch irgendwann mal in der Bundesliga zu trainieren?
Lottner: „Jeder Trainer, der den Fußballlehrer-Schein macht, hat das Ziel, so hoch wie möglich zu trainieren. Natürlich ist das auch mein Traum.“
Vielen Dank für das Interview, Herr Lottner!
Redaktions-Tipp: Jetzt mit dem bet365 Angebotscode darauf wetten, dass die beiden Kölner Vereine ihre nächsten Partien gewinnen!
Noch mehr Storys von und mit unseren Helden findet Ihr hier. Bereits in der kommenden Woche gibt es ein neues Interview aus unserer beliebten Rubrik!